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Die verborgene Lounge

Die Türen öffneten sich zu einer Welt, die nicht zu dem Casino darüber passte. Die Lounge war von einer dekadenten Eleganz, die gleichzeitig einladend und bedrohlich wirkte. Tiefe, in den Boden eingelassene Sofas in dunklem Leder. Eine Bar aus poliertem Obsidian, unbemannt aber voll bestückt. Und in der Mitte, wie ein dunkles Herz, ein Konzertflügel.

Die Musik erreichte sie, bevor sie den Spieler sahen. Eine Melodie, die zwischen Dur und Moll schwebte, schön und verstörend zugleich. Am Klavier saß ein Mann - oder etwas, das die Form eines Mannes angenommen hatte. Seine Schönheit war so perfekt, dass sie unnatürlich wirkte. Neben ihm, auf einem Hocker, saß Emily.

"Ah," sagte der Mann, ohne sein Spiel zu unterbrechen. "Vincent Callahan. Ich habe mich gefragt, wann Sie uns beehren würden." Seine Stimme war wie Samt über Stahl. "Ich bin Marcus Veil. Ihre Enkelin und ich hatten eine wunderbare Zeit."

Emily drehte sich um, und ihr Gesicht erhellte sich. "Opa!" Sie sprang vom Hocker und lief zu Vincent. Er fing sie auf, hielt sie fest. Sie schien unverletzt, fröhlich sogar. Aber sie war seit gestern Abend hier unten gewesen. Stunden in diesem seltsamen Ort.

"Emily, geht es dir gut? Was hast du hier gemacht?"

"Mr. Veil hat mir Klavier beigebracht! Und es gab Kakao, und Geschichten, und..." Sie plapperte fröhlich, aber die Details verschwammen. Was genau war in den Stunden geschehen? Die Männer wechselten besorgte Blicke.

Das Klicken von Absätzen kündigte Iris Oneiros an. Sie erschien aus dem Schatten, perfekt wie immer, ihr rhythmisches Fingernagel-Klopfen der einzige Hinweis auf mögliche Anspannung.

"Vincent, meine Lieben," schnurrte sie. "Ich sehe, Sie haben unseren exklusiven Bereich entdeckt. Ich wollte Sie ohnehin bald einführen." Ihr Lächeln war warm, aber ihre Augen blieben kühl. "Und ich denke, eine Gehaltserhöhung für alle ist angebracht. Für... Diskretion und erweiterte Verantwortungen."

Ben spürte es wieder - die Stimme, das Ziehen. Eine Tür zur Linken zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Ohne bewusste Entscheidung bewegte er sich darauf zu. Seine Hand lag bereits auf der Klinke, als der Geruch ihn traf.

Bratendes Fleisch. Intensiv, fast überwältigend.

Happy wurde bleich. Afghanistan. Brennende Humvees. Sgt. Miller, der schrie, während die Flammen... Er stolperte rückwärts, griff nach Ben. "Wir müssen hier raus. Jetzt."

Die Tür öffnete sich von innen. Timothy Maltreux erschien, eine weiße Schürze über seiner Kochkleidung, die Hände glänzend von Fett. Sein Lächeln war breit und echt, als er Vincent sah.

"Mon ami! Wie wunderbar! Ich hoffe, wir sehen uns nächste Woche zu unserem kleinen Kochkurs?" Seine Augen glitzerten. "Ich habe einige neue Rezepte, die Sie faszinieren werden."

Vincent nickte steif, Emily fester an sich drückend.

Happy zerrte Ben zum Aufzug. Die Fahrt nach oben verging in beklemmendem Schweigen. Emily plapperte über ihre Abenteuer, aber die Männer hörten kaum zu. Was immer in diesem verborgenen Stockwerk vor sich ging, es war mehr als nur ein exklusiver VIP-Bereich.

"Die Keycard," sagte Iris, als sie oben ankamen. "Ich muss Sie bitten, sie mir zu geben. Sie waren... ein Versehen."

Vincent händigte die weiße Karte widerwillig aus. Iris' Lächeln war zufrieden, als sie die Karten einsteckte.